Um als produzierendes Unternehmen im Bereich Kunststoffspritzguss langfristig erfolgreich zu sein, ist eine stetige Weiterentwicklung notwendig. Prozesse müssen möglichst zuverlässig und planbar ablaufen, damit eine effiziente Produktion gewährleistet werden kann. Im Laufe der Zeit hat sich herausgestellt, dass die Digitalisierung dabei eine große Rolle spielt.
So ermöglicht beispielsweise die Erfassung von Echtzeitdaten direkt an der Spritzgussmaschine einen schnellen Eingriff bei Stillständen oder Produktionsverzögerungen. Ein gezieltes Monitoring und die Auswertung der Produktionsprozesse versprechen einen großen Wettbewerbsvorteil.
Die Vorteile der Digitalisierung liegen auf der Hand. Doch die Vernetzung von bisher unabhängig agierenden Kunststoff-Spritzgussmaschinen eines Maschinenparks erscheint wie ein unübersichtlicher, komplexer Vorgang, der einen großen Zeit- und Arbeitsaufwand benötigt. Wird bei der Planung allerdings strategisch vorgegangen, sind die Erfolgsaussichten groß und der Einsatz rentiert sich.
Für den Einstieg ist die Klärung von drei Punkten essenziell:
Die Basis für die Implementierung digitaler Lösungen in Fertigungsprozesse ist eine eingehende Analyse des Ist-Zustandes im Maschinenpark. Das ermöglicht es, an die bestehenden Bedingungen anzuknüpfen und im folgenden Schritt das Optimierungspotential zu ermitteln.
Bei der ersten Bestandsaufnahme sind grundlegende Fragen zu klären: Welche verschiedenen Fabrikate an Spritzgussmaschinen kommen im Produktionsprozess zum Einsatz? Um welche Modelle handelt es sich? Kommen unterschiedliche Steuerungen zur Anwendung und wie viele/welche Schnittstellen stehen zur Kommunikation zur Verfügung? Ist mittelfristig die Anschaffung weiterer Maschinen geplant?
Soweit es möglich ist, können im Zuge des ersten Schrittes auch verfügbare Leistungskennzahlen wie beispielsweise die Zahl der täglich produzierten Teile pro Maschine sowie der Anteil an Ausschüssen notiert werden.
Ebenso ist die Feststellung der aktuellen Produktionszeit und die Zahl bzw. die Gründe der Stillstände interessant – vorausgesetzt, es sind Ressourcen und Möglichkeiten für die analoge Ermittlung über einen gewissen Zeitraum verfügbar. Diese Daten vermitteln nicht nur einen Eindruck über den Status-quo der Produktionseffizienz, sondern können nach der Digitalisierung des Maschinenparks zur Evaluation herangezogen werden.
In die Bestandsaufnahme sollten nicht nur die verfügbaren Maschinen, sondern auch der Faktor Mensch berücksichtigt werden: Welche Voraussetzungen bringen die Mitarbeiter für die Digitalisierung der Produktionsprozesse mit? Hat möglicherweise jemand bereits Erfahrung mit dem Umgang mit vernetzten Kunststoff-Spritzguss-Maschinen?
Außerdem ist es aufschlussreich, einen ersten Eindruck darüber zu gewinnen, wie die Mitarbeiter der geplanten Veränderung gegenüberstehen. Möglicherweise zeigt jemand besonders großes Interesse und möchte sich in dem Bereich gezielt weiterentwickeln?
Nachdem man sich einen Überblick über die aktuellen Voraussetzungen und etwaige Potentiale gemacht hat, fällt die Definition der Ziele leichter.
Möglicherweise sind während der Bestandsaufnahme im Maschinenpark bereits Lücken oder Unregelmäßigkeiten im Produktionsablauf aufgefallen, die dringend behoben werden müssen. Im nächsten Schritt geht es darum, diese Optimierungspotentiale festzustellen und die Ziele zu formulieren, die durch die Digitalisierung des Fertigungsprozesses erreicht werden sollen.
Nur wenn klar ist, welche Herausforderungen bewältigt und welche Ziele erreicht werden sollen, können die Potentiale optimal ausgeschöpft werden.
Im zweiten Schritt zur Digitalisierung der Spritzgussmaschinen findet also die Beschäftigung mit den Zielvorstellungen statt. Anfangs wird groß gedacht: Wie sieht die ideale Spritzguss-Produktion der Zukunft aus? Was sind die Erwartungen an die Digitalisierung? Welche Vorteile sollen sich durch die Vernetzung der Maschinen ergeben? In Hinblick auf die Bestandsaufnahme: Welche individuellen Bedürfnisse und Anforderungen haben sich für den Maschinenpark/einzelne Maschinen ergeben?
Im Anschluss wird ein Blick auf die Erkenntnisse und Daten aus der Bestandsaufnahme geworfen. Wurden dabei Fehler festgestellt, die sich auf die Produktivität der Maschine auswirken? Liegen andere Problemfelder vor, die einen reibungslosen Produktionsablauf verhindern? Eventuell lassen sich daraus auch die Prozessdaten identifizieren, die für die Steigerung der Effizienz relevant sind.
TIPP: An dieser Stelle bietet es sich an, sich einen ersten Überblick über potenzielle Partner, Software- und Hardwareangebote für die Digitalisierung des Maschinenparks zu verschaffen. Gleichzeitig gewinnt man dabei auch einen Eindruck davon, was alles möglich ist. Nach der Kontaktaufnahme mit dem Team eines Anbieters können Voraussetzungen und Ziele mit Experten besprochen sowie auf ihre Machbarkeit geprüft werden. |
Sobald die Bestandsaufnahme abgeschlossen ist und ein oder mehrere Ziele definiert sind, müssen nur noch die notwendigen Rahmenbedingungen für die Digitalisierung des Spritzguss-Prozesses geklärt werden.
Dabei geht es um grundlegende Fragestellungen zur Konkretisierung der Zieldefinition: Was bedeutet die Zielsetzung für den Maschinenpark – Welche Faktoren müssen zur Umsetzung berücksichtigt werden? Welche offenen Punkte müssen vor der Umsetzung geklärt werden? Ein wesentlicher Faktor ist dabei selbstverständlich das verfügbare Budget für die Einbindung des digitalen Systems.