Der Preis für eine Spritzguss-Maschine reicht bis in den sechsstelligen Bereich. Die Entscheidung für die Erweiterung des Maschinenparks oder den Austausch einer alten Maschine wird nie leichtfertig getroffen. Das Investitionsrisiko ist manchmal einfach zu hoch.
Doch was tun, wenn ein wichtiger Kunde einen großen Auftrag angekündigt hat und die Auftragsplanung eigentlich keine freien Kapazitäten zulässt?
Erste Maschinenhersteller haben dieses neue Nutzungsmodell Ende 2022 vorgestellt. Als Alternative zum Kauf einer neuen Spritzguss-Maschine bietet das Unternehmen seinen Kunden ein „Pay-per-use“-Modell.
„Pay-per-use“ (PPU) bedeutet übersetzt „Bezahlen nach Benutzung“. Es ist ein Abrechnungsmodell abhängig vom tatsächlichen Verbrauch eines Kunden. Die Dienstleistung oder die Maschine ist unbegrenzt verfügbar. Bezahlt wird allerdings nur, was tatsächlich verbraucht/genutzt wird.
Das funktioniert beispielsweise bei Druckern im Büro, die pro Ausdruck bzw. Kopie verrechnet werden. Auch Wasser, Strom und Gas werden meist nutzungsbasiert abgerechnet. Die Artikel und Reportagen mancher Zeitungen, Magazine oder Zeitschriften können ebenfalls einzeln bezahlt werden, ohne die gesamte Ausgabe zu kaufen.
Dieses verbrauchsbasierte Abrechnungsmodell gibt es jetzt auch für den Kunststoff-Spritzguss. Statt einer großen Investition in den Kauf einer neuen oder gebrauchten Maschine können Spritzgießer diese jetzt „mieten“.
Insbesondere in kapitalintensiven Branchen wie dem Anlagen- oder Maschinenbau haben sich die Krisen der letzten Monate als Hindernis für den Kauf neuer Maschinen herausgestellt. Viele Unternehmer wollen das finanzielle Risiko einer solchen Investition aktuell nicht eingehen und/oder scheitern an unflexiblen Zahlungs-/Kreditmodellen.
Der Bedarf an Pay-per-use-Modellen ist so groß wie noch nie.
Der Vorteil: Höhere Planungssicherheit bei großen Investitionen.
Pay-per-use ist ein klassisches, altbekanntes Abrechnungsmodell, das in vielen Branchen üblich ist. Nun bieten auch erste Maschinenhersteller in der Spritzguss-Industrie dieses Modell an. Der Zeitpunkt der Einführung ist klug gewählt:
Die nutzungsbasierte Abrechnung hat auch Vorteile für Spritzgießer, unter anderem aus finanzieller Perspektive. Außerdem erleichtert PPU die Auftragsplanung und in vielen Fällen gibt es ein spezielles Serviceangebot.
Pay-per-use: Die Vorteile für Spritzguss-Hersteller im Überblick:
Oben wurde bereits angesprochen, dass Zahlungsmodelle, die sich nach dem individuellen Verbrauch richten, eine geringere finanzielle Belastung bedeuten.
In wirtschaftlich instabilen Zeiten wird das Risiko für eine Zahlungsunfähigkeit, beispielsweise aufgrund steigender Zinsen, reduziert. Die Finanzierungslast ist bei dieser Form der Abrechnung geringer als nach dem Kauf einer Spritzguss-Maschine.
Im Gegensatz zum Kauf ist gleichzeitig viel weniger Kapital gebunden. Da die laufenden Zahlungen zu den operativen Kosten gezählt werden können, entfällt die Bilanzierung der Beträge.
Nicht nur finanziell, sondern auch in der Auftragsplanung erhöht PPU die Flexibilität. Es kann leichter auf Unregelmäßigkeiten reagiert werden, wie unerwartete Ausfälle oder den überraschend gesteigerten Bedarf eines Kunden: Das Risiko durch eine schwankende Nachfrage ist geringer, die Verfügbarkeit der Anlagen abgesichert.
Den Überblick über die Wartungsintervalle jeder Maschine zu behalten, ist nicht so einfach. Zu gerne werden die Intervalle aufgrund wichtiger Aufträge verlängert oder wichtige Arbeiten zur Instandhaltung aufgeschoben. Das kann hohe Kosten nach sich ziehen!
Bei einer Maschine, deren Betrieb nutzungsbasiert abgerechnet wird, ist in den meisten Fällen ein eigens abgestimmter Service-Plan verfügbar. Der Kundensupport ist direkt erreichbar, kann teils über Fernwartung eine Diagnose erstellen und Handlungsanweisungen geben.
Um die Verlässlichkeit der „gemieteten“ Maschine zu gewährleisten, umfassen Pay-per-use-Angebote oft auch die regelmäßig notwendigen Wartungen. So werden lästige Stillstände schon im Voraus vermieden, die Produktivität bleibt stabil.
All diese Faktoren haben einen guten Nebeneffekt: Sie steigern die Nachhaltigkeit. Gewartete und servicierte Spritzguss-Maschinen arbeiten sicher und verlässlich. Sie haben eine lange Lebensdauer. Besonders positiv ist die Möglichkeit, die Maschine nach Ablauf der Vertragsdauer zurückzugeben, wenn sie nicht mehr benötigt wird. |
Es lässt sich allerdings nicht verallgemeinern, dass ein Pay-per-use-Zahlungsmodell im Gegensatz zum Kauf einer Maschine ausschließlich Vorteile hat. Der Abschluss eines solchen Vertrags sollte trotz der vielen Vorteile nicht leichtfertig passieren.
Bei der Kalkulation sollte beispielsweise berücksichtigt werden, ob sich der tatsächliche Kauf einer Maschine lohnt oder nicht. Wenn abzusehen ist, dass das gemietete Modell langfristig gut ausgelastet ist und die notwendigen finanziellen Mittel verfügbar bzw. abrufbar sind, sollte auch der Ankauf einer neuen (oder gebrauchten) Spritzgussmaschine in Betracht gezogen werden.
Tipp Meiner Erfahrung nach sollte vor dem Kauf oder der Miete einer zusätzlichen Maschine außerdem die Auslastung des bestehenden Maschinenparks geprüft werden. Möglicherweise lassen sich weitere Aufträge oder höhere Stückzahlen allein durch die Steigerung der Produktivität abdecken. |